Immer mehr Menschen steigen in Deutschland auf E-Autos um. Doch wer unterwegs laden muss, zahlt meist drauf. Eine neue Analyse zeigt: Laden an öffentlichen Ladesäulen ist teurer als das Tanken von Benzin. Die Gründe sind vielfältig: zu wenig Wettbewerb, lokale Monopole, hohe Schnellladekosten. Ein neues Modell verspricht jedoch Entlastung.
Inhaltsverzeichnis:
- Preise an Schnellladestationen übersteigen Tankkosten
- Wettbewerb fehlt, Preise steigen
- Ladeinfrastruktur ist vorhanden, Nutzung jedoch begrenzt
- Kosten und Anbieter im Vergleich
- Staatliche Maßnahmen und Ausblick
Preise an Schnellladestationen übersteigen Tankkosten
Laut dem achten Ladesäulencheck des Anbieters LichtBlick zahlen E-Auto-Fahrer für 100 Kilometer im Durchschnitt 10,45 Euro, wenn sie an öffentlichen Normalladesäulen laden. Das entspricht einem Stromverbrauch von 20 Kilowattstunden. Wer hingegen einen Verbrenner mit Super E10 fährt, kommt mit rund 10,21 Euro für dieselbe Strecke günstiger davon.
An Schnellladesäulen wird es noch teurer. Dort kostet dieselbe Reichweite durchschnittlich 12,06 Euro. Der Preis pro Kilowattstunde liegt hier bei 60 Cent. Das übersteigt nicht nur die Tankkosten, sondern auch den Haushaltsstrompreis deutlich, der aktuell bei etwa 30 Cent pro Kilowattstunde liegt.
Wettbewerb fehlt, Preise steigen
Ein zentrales Problem ist der Mangel an Wettbewerb. Das bestätigt auch das Bundeskartellamt. Die meisten Ladesäulen werden von lokalen Stromanbietern betrieben, die eng mit Netzbetreibern verbunden sind. Diese Konstellation verhindert Konkurrenz und ermöglicht hohe Preise. Kleine Anbieter haben kaum Zugang zum Markt.
Das Durchleitungsmodell könnte hier Abhilfe schaffen. Dabei stellt der Betreiber lediglich die Ladesäule, während der Strom vom gewählten Energieversorger geliefert wird. LichtBlick setzt bereits auf dieses Modell und sieht darin eine Chance, die Preise zu senken und den Markt zu öffnen.
Ladeinfrastruktur ist vorhanden, Nutzung jedoch begrenzt
Trotz der hohen Preise ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland gut ausgebaut. Ende 2024 zählte die Bundesnetzagentur über 154.000 öffentliche Ladepunkte. Diese erbringen zusammen eine Leistung von über 5,5 Gigawatt – vergleichbar mit vier Atomkraftwerken.
Allerdings zeigt eine Untersuchung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, dass viele dieser Ladepunkte kaum genutzt werden. Im Schnitt wird ein Normalladepunkt nur von 0,8 Autos pro Tag verwendet. Das Überangebot steht in krassem Gegensatz zur geringen Auslastung – ein Signal für strukturelle Schwächen im System.
Kosten und Anbieter im Vergleich
Ladeart | Durchschnittspreis (100 km) | Preis pro kWh | Anbieterstruktur |
---|---|---|---|
Normalladesäule | 10,45 € | 0,52 € | Lokale Versorger |
Schnellladesäule | 12,06 € | 0,60 € | Wenige große Anbieter |
Benzin (Super E10) | 10,21 € | — | Freier Wettbewerb |
Haushaltsstrom | ca. 6,00 € (geschätzt) | 0,30 € | Individuelle Tarife |
Staatliche Maßnahmen und Ausblick
Die Bundesregierung reagiert auf die Preisproblematik. Geplant ist eine Senkung der Netzentgelte für Verbraucher. Ziel ist es, die E-Mobilität attraktiver zu machen. Dennoch bleibt das Problem bestehen: Ohne freien Zugang zu Tarifen und Anbietern drohen langfristig überhöhte Kosten.
Markus Adam von LichtBlick warnt davor, dass überhöhte Ladekosten den Wandel zur E-Mobilität behindern. Nur durch mehr Transparenz und Wettbewerb könnte sich der Markt stabilisieren. Das Durchleitungsmodell gilt vielen dabei als Hoffnungsträger für fairere Bedingungen.
Quelle: Focus, Spiegel