Roboter in der Produktion
Roboter in der Produktion, Foto: pixabay

Das BMW-Werk in Leipzig erweitert systematisch den Einsatz autonomer Systeme. Dennoch wird nicht Personal abgebaut – im Gegenteil: Im September 2024 wurde eine zusätzliche Schicht eingeführt. Diese Entwicklung zeigt, dass Automatisierung nicht zwangsläufig mit Arbeitsplatzverlust einhergeht. Im Werk kommen verschiedene Robotersysteme zum Einsatz, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Zu den auffälligsten gehören acht vollautomatisierte Roboter, die sich auf die visuelle Kontrolle von lackierten Karosserien spezialisiert haben. Weitere Maschinen entlasten die Mitarbeitenden in der Logistik und Montage. 

Roboter übernehmen Kontrolle der lackierten Karossen

Seit Sommer 2023 übernehmen acht große Industrieroboter die Oberflächeninspektion fertig lackierter Fahrzeuge. Die Roboter prüfen mit Hilfe von Sensoren, Lichtprojektionen und kamerabasierter KI aus rund 150 Perspektiven jede Karosserie. Laut Sebastian Klein, Produktspezialist für lackierte Karossen, war dieser Prozess früher zeitaufwendig und hatte bei geringer Fehlerquote kaum Nutzen. Durch die Automatisierung wurde der Aufwand erheblich reduziert.

Die Roboter erstellen dabei ein präzises digitales Abbild der Fahrzeugoberfläche. Wird ein Defekt entdeckt, erfolgt eine direkte Benachrichtigung an die zuständigen Mitarbeitenden. Diese greifen gezielt ein. Der Mensch bleibt unersetzlich – sowohl in der Beurteilung komplexer Fehlerbilder als auch in der Wartung und Steuerung der Anlagen.

Sebastian Klein und die neue Qualitätskontrolle

Die neue Technologie erkennt Fehler, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären. Dies steigert nicht nur die Qualitätssicherung, sondern beschleunigt auch den Produktionsprozess. Trotz der hohen Automatisierung betont Klein die Bedeutung der menschlichen Kontrolle. Roboter können analysieren, erkennen und melden – doch das letzte Urteil trifft nach wie vor der Mensch.

Zudem steigert die Automatisierung die Arbeitsplatzsicherheit. Körperlich belastende Tätigkeiten wie das lange Stehen in gebückter Haltung entfallen. Für das Personal bedeutet dies eine deutliche Entlastung im Alltag.

Thomas Priemuth und die Logistikautomatisierung

Auch in der Logistik wurde modernisiert. Laut Thomas Priemuth, dem Verantwortlichen für Produktionssysteme im Werk, kommen Roboter in Hochregallagern verstärkt zum Einsatz. Sie übernehmen das Ein- und Auslagern von Bauteilen. Besonders bei sich wiederholenden Bewegungen mit hoher Präzision sind sie dem Menschen überlegen.

Dennoch hebt Priemuth hervor, dass es immer individuelle Produktionsprozesse geben wird, bei denen der Mensch weiterhin gebraucht wird. Maschinen benötigen zudem Fachkräfte für Wartung, Weiterentwicklung und Überwachung. Die Automatisierung schafft keine Arbeitslosigkeit, sondern verändert die Aufgabenfelder der Beschäftigten.

Johann Leidel über fahrerlose Fahrzeuge im Werk

Ein weiterer Schritt zur Automatisierung ist der Einsatz fahrerloser Fahrzeuge zur internen Logistik. 90 Prozent der Autos bewegen sich inzwischen selbstständig von der Endfertigung zur Kontrolle. Möglich wird das durch lasergestützte Sensoren und klassische Mobilfunktechnologie.

Johann Leidel, Gruppenleiter im Bereich automatisiertes Fahren, erklärt den Ablauf: Die Fahrzeuge werden per Mobilfunk gesteuert, indem ihnen genaue Ziele übermittelt werden. Sie benötigen also keinen Fahrer mehr. Für die Mitarbeitenden bedeutet dies weniger körperliche Belastung, da das häufige Ein- und Aussteigen entfällt.

Täglich rollen zwischen 800 und 950 Fahrzeuge in drei Schichten durch das Werk. Damit entlastet die Automatisierung nicht nur die Mitarbeitenden, sondern wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Laut Leidel gibt es auch in diesem Bereich zunehmend Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden.

Entlastung, Präzision und Zukunftssicherheit

Die zunehmende Automatisierung in Leipzig geht mit konkreten Vorteilen einher:

  1. Fehlerhafte Lackierungen werden schneller erkannt und behoben.

  2. Körperlich belastende Aufgaben entfallen für das Personal.

  3. Die Produktivität steigt durch digitale Prozesse.

  4. Fachkräftemangel wird durch zielgerichteten Technikeinsatz abgefedert.

  5. Menschliche Kontrolle bleibt zentral und unersetzlich.

Das Leipziger BMW-Werk zeigt, wie moderne Fertigung Roboter und Menschen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten lässt. Die Technik unterstützt, ergänzt und entlastet – ersetzt aber nicht. Die Balance zwischen Automatisierung und menschlichem Fachwissen wird zur Grundlage für die Produktionszukunft des Standorts.

 Quelle: MDR