Ferrari bremst bei Wachstum und Elektrozielen
Ferrari bremst bei Wachstum und Elektrozielen, Foto: Pixabay

Der Luxusautohersteller Ferrari hat am Donnerstag seine langfristigen Finanzpläne bis 2030 vorgestellt. Trotz einer Anhebung der Umsatzprognose für 2025 auf mindestens 7,1 Milliarden Euro reagierte der Markt mit Enttäuschung. Die Aktie fiel um rund 15 Prozent und beendete damit eine jahrelange Serie stetiger Kursgewinne.

Inhaltsverzeichnis:

Benedetto della Vigna und neue Wachstumspläne

Ferrari-Chef Benedetto della Vigna präsentierte ambitionierte, aber vorsichtige Ziele. Bis 2030 will Ferrari einen Umsatz von neun Milliarden Euro und ein bereinigtes EBITDA von mindestens 3,6 Milliarden Euro erreichen. Das entspricht einem Plus von etwa 33 Prozent gegenüber dem aktuellen Jahr. Analysten hatten jedoch mit deutlich höheren Wachstumsraten gerechnet – im Bereich von zehn Prozent jährlich.

Einige Händler bezeichneten die neuen Prognosen als „zu defensiv“. Der Markt hatte auf aggressiveres Wachstum gesetzt, insbesondere aufgrund der erweiterten Produktionskapazitäten. Nun erwartet man, dass das Unternehmen ein durchschnittliches jährliches Plus von etwa fünf Prozent erzielt – für Investoren zu wenig, um die hohen Erwartungen zu erfüllen.

Wichtige Zahlen im Überblick

Kennzahl Zielwert 2030 Veränderung zu 2025 Bemerkung
Umsatz 9 Mrd. € +1,9 Mrd. € Steigerung um rund 27 %
Bereinigtes EBITDA 3,6 Mrd. € +1,2 Mrd. € Zuwachs von etwa 33 %
Elektrische Modelle 20 % Anteil –20 % Ursprünglich 40 % geplant
Hybridfahrzeuge 40 % Anteil unverändert Gleichgewicht mit Verbrennern

Elektrifizierungsstrategie unter Druck

Ein entscheidender Punkt betrifft die Umstellung auf Elektromobilität. Benedetto della Vigna hat das Ziel für den Anteil vollelektrischer Fahrzeuge bis 2030 von 40 Prozent auf 20 Prozent gesenkt. Stattdessen sollen 40 Prozent der verkauften Modelle mit Verbrennungsmotor und weitere 40 Prozent mit Hybridantrieb ausgestattet sein.

Aktuell produziert Ferrari noch kein reines Elektroauto. Der erste vollelektrische Ferrari, der unter dem Arbeitstitel „Elettrica“ entwickelt wird, soll im Frühjahr 2026 vorgestellt werden. Diese Verschiebung zeigt, dass auch ein Luxuskonzern wie Ferrari auf die Marktlage reagieren muss.

Vergleich mit Porsche und Aston Martin

Ferrari steht mit dieser Anpassung nicht allein da. Auch Porsche und Aston Martin haben ihre Strategien korrigiert. Die Zuffenhausener setzen weiterhin auf Verbrennungs- und Hybridmotoren für Modelle wie den Cayenne und Macan, nachdem die Nachfrage nach reinen Elektro-Sportwagen geringer ausfiel als erwartet.

Aston Martin wiederum musste seinen Ausblick bereits zweimal senken. Seit Anfang Oktober fiel die Aktie des britischen Herstellers um 30 Prozent. Gründe dafür sind Zölle in den USA und eine schwächere globale Nachfrage. Das erste Elektromodell von Aston Martin, das gemeinsam mit dem US-Unternehmen Lucid entwickelt wird, wurde mehrfach verschoben. Nun soll 2026 zunächst ein Hybrid folgen.

Der Vergleich zeigt: Selbst im Luxussegment verlangsamt sich die Elektrifizierung. Nur Porsche hat mit dem Taycan bislang ein erfolgreiches Elektro-Sportmodell auf dem Markt – dessen Verkaufszahlen jedoch rückläufig sind.

Auswirkungen auf Anleger

Die vorsichtigen Wachstumsziele und die geringere Elektrifizierungsquote lassen Investoren zweifeln. Die Annahme, dass Luxusmarken wie Ferrari unabhängig von der allgemeinen Marktschwäche wachsen können, wird zunehmend infrage gestellt.

Trotzdem bleibt das Unternehmen profitabel. Der Gewinn wächst weiter, was Marken wie Mercedes, Porsche oder Audi derzeit nicht gelingt. Analysten sind geteilter Meinung: Einige sehen in dem Kursrückgang eine Kaufgelegenheit, andere empfehlen Zurückhaltung.

Charttechnisch betrachtet, hat die Ferrari-Aktie sowohl die 38-Tage- als auch die 200-Tage-Linie unterschritten. Das ist ein negatives Signal. Der Kurs stoppte zwar knapp über dem Jahrestief vom April, doch von einer Erholung kann noch keine Rede sein.

Ferrari steht damit an einem Wendepunkt. Das Unternehmen bleibt stark, muss jedoch die Balance zwischen Luxus, Innovation und Marktanforderungen finden. Für Anleger bedeutet das vorerst Zurückhaltung – und ein genaues Beobachten, wie sich die Strategie bis 2026 mit dem Start des ersten elektrischen Modells entwickelt.

Quelle: FOCUS, YouTube, AITO BILD