Brüssel und Straßburg. Die EU hat beschlossen, Autoherstellern mehr Zeit zur Senkung ihrer CO₂-Emissionen zu geben. Die Entscheidung betrifft mehrere europäische Unternehmen, darunter vor allem Volkswagen, Mercedes und BMW. Sie könnten durch die Verschiebung von Strafzahlungen mehrere hundert Millionen Euro einsparen. Die Maßnahme wurde im Europäischen Parlament mit Zustimmung des Rates der Mitgliedstaaten angenommen.
Inhaltsverzeichnis:
- Volkswagen und Mercedes erhalten Aufschub
- Ein Grund für die Anpassung ist der Rückgang der Gewinne vieler europäischer Hersteller
- Schwache E-Auto-Verkäufe und politische Veränderungen
- Ziele bleiben unverändert – Maßnahmen werden gestreckt
- Künftige Konsequenzen für den Klimaschutz
Volkswagen und Mercedes erhalten Aufschub
Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Fahrzeughersteller bis 2025 den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß ihrer Pkw und leichten Transporter um 15 Prozent senken müssen. Wird dieses Ziel verfehlt, sollten eigentlich 95 Euro Strafe pro Gramm Überschreitung gezahlt werden. Diese Regelung wurde nun abgeschwächt. Künftig dürfen Hersteller versäumte Emissionsreduktionen in den Jahren 2026 und 2027 nachholen. Erst 2028 drohen Strafen. Die wirtschaftliche Lage vieler Firmen war ausschlaggebend für die Entscheidung.
Ein Grund für die Anpassung ist der Rückgang der Gewinne vieler europäischer Hersteller
Der Wettbewerb mit China verschärft sich. Unternehmen wie Volkswagen verkaufen auf dem chinesischen Markt weniger Fahrzeuge. Gleichzeitig erschweren neue US-Importzölle den Export europäischer Autos in die Vereinigten Staaten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutlich verschlechtert, wie Vertreter der Branche betonen.
Schwache E-Auto-Verkäufe und politische Veränderungen
Die schleppenden Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen verstärken die Probleme. Im Jahr 2024 wurde die staatliche Kaufprämie in Deutschland abgeschafft. Auch das unzureichende Netz an Ladestationen trägt zur Zurückhaltung der Käufer bei. Volkswagen fehlt weiterhin ein preisgünstiges, massentaugliches E-Auto im Portfolio. Hinzu kommt eine veränderte politische Zusammensetzung des EU-Parlaments. Konservative und rechte Parteien haben an Einfluss gewonnen und kritisieren die strikte Abkehr vom Verbrennungsmotor.
Ziele bleiben unverändert – Maßnahmen werden gestreckt
Trotz der Verschiebung bleibt das Klimaziel der EU bestehen: Ab 2035 dürfen keine neuen Fahrzeuge mit CO₂-Emissionen mehr zugelassen werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte klar, dass die Entscheidung keine Abkehr von diesem Ziel darstellt. Dennoch könnte der Druck zunehmen, auch dieses Vorhaben anzupassen, wenn Hersteller die neuen Spielräume nicht effektiv nutzen.
Künftige Konsequenzen für den Klimaschutz
Die jetzige Verschiebung hat zur Folge, dass Hersteller in Zukunft größere Emissionssenkungen vornehmen müssen, um das 2035-Ziel zu erreichen. Die Maßnahmen werden zeitlich gestreckt, was den Klimaschutz verzögert. Dennoch erwarten Fachleute, dass sich Fahrzeuge mit fossilen Antrieben in einigen Jahrzehnten kaum noch verkaufen lassen – zumindest in wirtschaftsstarken Staaten Europas.
Die Entscheidung bringt kurzfristig . e Entlastung, erhöht aber den Druck auf die kommenden Jahre. Hersteller haben nun mehr Zeit, ihre Flotten umzustellen. Gleichzeitig wächst die Verantwortung, die versäumten Schritte rasch nachzuholen.
Quelle: Berliner Morgenpost