MotorAi
MotorAi, pixabay/Foto illustrativ

MotorAi darf seine KI-Technologie für autonomes Fahren jetzt auf öffentlichen Straßen in ganz Deutschland erproben. Ausgenommen sind nur Autobahnen. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat dem Berliner Start-up eine weitreichende Testgenehmigung erteilt. Ziel ist ein vollständig deutsches System, das ohne Hilfe der internationalen Autoindustrie auskommt.

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Teststrecken am Flughafen Tegel

In den letzten 18 Monaten absolvierte das MotorAi-Fahrzeug tausende Runden auf dem Gelände des Flughafens Tegel. Die Sensorik kombiniert Laser, Radar und Kameras. Dabei erkannte das System zuverlässig unerwartete Hindernisse wie Puppen oder einfahrende Autos.

Ein weißer Mercedes EQV fährt nun durch Berlin – mit Sicherheitsfahrer. Im Alltagsverkehr wartet das System geduldig, hält Regeln ein und trifft sichere Entscheidungen.

Aktive Inferenz nach Karl Friston

Die KI basiert auf einem Modell des britischen Neurowissenschaftlers Karl Friston. Es orientiert sich an den Entscheidungsprozessen des menschlichen Gehirns. Im Fokus steht die Vorhersage von Bewegungen anderer Verkehrsteilnehmer.

Mitgründer Roy Uhlmann betont, dass es um technologische Unabhängigkeit geht. Unterstützung erhält das Start-up auch vom Informatikprofessor Sebastian Stober, der mit ehemaligen Studierenden an der Entwicklung beteiligt ist.

Eigene Entwicklung ohne Autobranche

Im Gegensatz zu Konzernen wie Volkswagen entwickelte MotorAi seine Technologie unabhängig. Während VW auf Technik von MobilEye setzt, stammen alle Algorithmen bei MotorAi aus eigener Forschung.

Rund 100 Mitarbeitende arbeiten am System, das aus Sensordaten eine 3D-Ansicht erzeugt und in Echtzeit das optimale Fahrmanöver berechnet. Es reagiert auch bei Nebel und Dunkelheit zuverlässig – ein Vorteil gegenüber kamerabasierten Lösungen.

Vorbereitung auf Fahrstufe 4

Nächstes Ziel ist die Zulassung für autonomes Fahren ohne Sicherheitsfahrer. Dafür muss das System laut Gesetz maximal einen Fehler in einer Milliarde Fahrstunden machen.

Das Auto fährt exakt nach Verkehrsregeln – 50 km/h, mittig in der Spur, regelkonform. Die Software wird stetig verbessert, Fahrfehler werden strukturell analysiert und korrigiert.

Eigene Robo-Taxiflotte geplant

MotorAi plant langfristig eine eigene Flotte für den öffentlichen Nahverkehr. Dank transparenter Entscheidungsprozesse erfüllt das System höchste deutsche Sicherheitsstandards.

Die Finanzierung stammt u.a. von Segenia Capital und IBB Ventures. Investiert hat auch Brigitte Zypries. MotorAi setzt auf erklärbare KI – ein möglicher Vorteil gegenüber undurchsichtigen Blackbox-Systemen.

Quelle: Wirtschafts Woche