Die Stadt Mannheim startet als Modellkommune in Baden-Württemberg ein Pilotprojekt zur automatisierten Kontrolle von Falschparkern. Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und das städtische Personal zu entlasten. Scan-Autos sollen künftig systematisch falsch abgestellte Fahrzeuge erfassen. Die Initiative wird von der Stadt Mannheim gemeinsam mit dem Innenministerium des Landes getragen. Mannheim reagiert damit auf die seit Jahren angespannte Parksituation in mehreren Stadtteilen, insbesondere in der Neckarstadt.
Inhaltsverzeichnis:
- Volker Proffen setzt auf Technik zur Entlastung des Personals
- Neckarstadt als Testgebiet wegen hohem Parkdruck
- Langfristige Ausweitung auf Schwarzparker geplant
- Clearingstelle prüft Zweifelsfälle
- Automatisierte Überwachung soll künftig Standard sein
Volker Proffen setzt auf Technik zur Entlastung des Personals
Ein Scan-Auto kann bis zu 1.000 Fahrzeuge pro Stunde kontrollieren, während eine Kontrolle durch Menschen nur rund 30 schafft. Diese Zahlen nannte Ordnungsdezernent Volker Proffen im zuständigen Ausschuss für Sicherheit und Ordnung. Die neue Technik soll dabei helfen, die begrenzten Ressourcen des kommunalen Ordnungsdienstes gezielter einzusetzen.
Die Fahrzeuge erfassen zunächst nur grobe Verstöße, etwa blockierte Feuerwehreinfahrten, Halteverbotszonen und zugeparkte Kreuzungen. Diese lassen sich technisch besonders einfach erkennen. Damit will man vor allem in gefährlichen Bereichen für Entlastung sorgen. In der ersten Phase wird die Neckarstadt als Testgebiet dienen. Dort herrscht hoher Parkdruck und es gibt wenige ausgewiesene Parkscheinzonen.
Neckarstadt als Testgebiet wegen hohem Parkdruck
Die Auswahl der Neckarstadt für den Modellversuch erfolgte aufgrund spezifischer Merkmale:
- Viele unübersichtliche Kreuzungsbereiche
- Wenig regulierter Parkraum
- Häufige Verstöße in Halteverbotszonen
- Hohe Dichte an Bewohnerfahrzeugen
Die Fahrzeuge fahren zunächst lediglich Strecken ab, um sogenannte verbotene Zonen zu kartieren. Gehwegparker sind in dieser Phase noch nicht Ziel der Maßnahme, da diese Verstöße schwieriger digital zu erkennen sind.
Langfristige Ausweitung auf Schwarzparker geplant
Zukünftig soll die Kontrolle auf alle Arten von Parkverstößen ausgeweitet werden. Dazu zählt insbesondere das sogenannte Schwarzparken, also das Parken ohne oder mit abgelaufenem Parkschein. Um dies technisch möglich zu machen, müssen jedoch alle Parkscheinautomaten digitalisiert und mit einer Kennzeicheneingabe ausgestattet werden. Aktuell ist das noch nicht der Fall.
Ein zentrales Hindernis ist die Erkennung von Sondergenehmigungen, etwa:
- Bewohnerparkausweise
- Behindertenplaketten
- Genehmigungen für Handwerksbetriebe
Alle diese Ausnahmen müssen im System korrekt verarbeitet werden, bevor ein flächendeckender Einsatz möglich ist. Nach Angaben des Ordnungsamts könnte es daher noch Jahre dauern, bis diese Ausbaustufe erreicht ist.
Clearingstelle prüft Zweifelsfälle
Um Fehlentscheidungen zu vermeiden, wird eine Clearingstelle im Fachbereich Ordnung eingerichtet. Dort prüfen geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedes durch ein Scan-Auto erfasste Bild. Zudem fahren die Fahrzeuge jede Strecke zweimal innerhalb eines definierten Zeitfensters ab. So soll verhindert werden, dass Fahrzeuge erfasst werden, deren Fahrerinnen und Fahrer gerade auf dem Weg zum Parkscheinautomaten sind.
In jedem Scan-Fahrzeug wird es voraussichtlich einen Notfall-Knopf geben, mit dem bei schwerwiegenden Verstößen sofort ein Abschleppdienst alarmiert werden kann. Das betrifft etwa blockierte Rettungswege oder gefährlich abgestellte Fahrzeuge.
Automatisierte Überwachung soll künftig Standard sein
Die automatisierte Kontrolle soll perspektivisch den Normalfall darstellen. Die Einführung erfolgt in mehreren Phasen. Die erste beginnt voraussichtlich Ende des Jahres. Dann werden entsprechende Schilder auf die neuen Kontrollen hinweisen. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind aktuell noch nicht beziffert. Sie hängen vom weiteren technischen Ausbau und dem Umfang der Digitalisierung ab.
Mannheim ist damit die erste Stadt in Baden-Württemberg, die diesen Schritt geht. Andere Kommunen im Land beobachten das Projekt aufmerksam. Der Modellversuch könnte richtungsweisend für die zukünftige Verkehrsüberwachung in ganz Baden-Württemberg sein.
Quelle: SWR