Hohe Preisunterschiede beim Laden
Hohe Preisunterschiede beim Laden, Foto: pixabay

Seit April 2024 gelten in der EU neue Vorschriften für Ladesäulen. Betreiber müssen neue Schnelllader über 50 Kilowatt mit Kartenlesegeräten für Kredit- und Debitkarten ausrüsten. Das soll spontane Ladevorgänge erleichtern. Doch eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt: Die Preise bei Kartenzahlung liegen zum Teil deutlich über denen von Vertragskunden.

Inhaltsverzeichnis:

Preisunterschiede bei EnBW, EWE Go und Co.

Der ADAC hat die Preisgestaltung bei 11 Anbietern untersucht. Ergebnis: Kreditkartenkunden zahlen teils über 60 Prozent mehr pro Kilowattstunde. Der höchste Preisaufschlag wurde bei EWE Go festgestellt: Dort kostet die Kilowattstunde bei Kartenzahlung 84 Cent, mit Vertrag nur 52 Cent – ein Unterschied von 62 Prozent. EnBW verlangt bei Ad-hoc-Zahlung sogar 87 Cent pro kWh, während Vertragskunden nur 59 Cent zahlen – ein Aufschlag von 47 Prozent.

Eine Übersicht der Extremwerte:

Anbieter Preis mit Vertrag (€/kWh) Preis mit Karte (€/kWh) Aufschlag in %
EWE Go 0,52 0,84 62 %
EnBW 0,59 0,87 47 %
Allego 0,79 0,79 0 %
EAM 0,64 0,64 0 %

Vier Anbieter – Allego, Circle K, EAM und Fastned – verlangen bei Ad-hoc-Zahlung den gleichen Preis wie im Vertrag. Dabei handelt es sich aber meist nicht um besonders günstige Tarife, sondern um hohe Grundpreise.

Renault und Tesla bieten Alternativen

Besonders attraktiv sind aktuell zwei Tarife:

  1. Renaults Mobilize Charge Pass: Für 5 Euro monatlich zahlen Nutzer an Ionity-Säulen nur 39 Cent pro kWh.
  2. Tesla-Netzwerk: Auch für Fahrer anderer Marken zugänglich, mit Preisen ab 52 Cent pro kWh und europaweitem Zugang.

Wer unterwegs günstig laden möchte, sollte mehrere Ladeverträge prüfen und vergleichen. Tesla bietet zwar keine NFC-Freischaltung, aber eine einfache Abwicklung per App. Renault hingegen ermöglicht mit monatlich kündbarem Vertrag die Nutzung eines der günstigsten Hochleistungsladenetze Europas.

Kritik am System - ADAC fordert Marktaufsicht

Der ADAC kritisiert die mangelnde Transparenz der Preisgestaltung. In vielen Fällen seien die Preise nur grob angegeben – etwa mit „von 60 bis 87 Cent“. Die Organisation fordert daher, dass das Bundeskartellamt eine Markttransparenzstelle für Ad-hoc-Laden einrichtet, ähnlich wie beim Kraftstoff.

Die aktuelle Praxis widerspricht dem Ziel der EU-Verordnung. Ursprünglich sollte diese eine barrierefreie und spontane Nutzung von Ladesäulen ermöglichen. Die Anbieter setzen jedoch weiterhin auf App-Zwang und Vertragsbindung.

Wichtigste Empfehlungen für E-Autofahrer:

  • Vermeiden Sie Kartenzahlung ohne Preisvergleich.
  • Nutzen Sie Ladeverträge ohne Grundgebühr.
  • Erstellen Sie bei Tesla oder Renault ein Kundenkonto vor der Reise.
  • Informieren Sie sich vorab über die genauen Preise an Ladesäulen.

Die Preisunterschiede an deutschen Ladesäulen zeigen deutlich: Spontanes Laden kann teuer werden. Nur durch gezielte Vorbereitung lassen sich unnötige Kosten vermeiden.

Quelle: Focus