Deutschland verfügt heute über eine beeindruckende Zahl öffentlich zugänglicher Ladepunkte für Elektroautos. Dennoch zeigen aktuelle Daten, dass die tatsächliche Nutzung weit hinter dem Ausbau zurückbleibt. Verschiedene Faktoren beeinflussen diese Situation und verändern die Pläne großer Betreiber wie EnBW.
Inhaltsverzeichnis:
- Geringe Auslastung bei Ladesäulen laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
- Energiekonzern EnBW passt Ausbauziele an neue Entwicklung an
- Starker Anstieg der Ladepunkte trotz niedriger Nutzung
- Zukunftspläne hängen von Auslastung und Nachfrage ab
Geringe Auslastung bei Ladesäulen laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
Im zweiten Halbjahr 2024 waren nur etwa 17 Prozent der öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland zeitgleich belegt. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft nutzen viele Fahrer die Ladeinfrastruktur kaum. Rund 25 Prozent der Ladepunkte blieben sogar völlig ungenutzt, wie eine Analyse des Unternehmens Elvah auf Basis von Echtzeitdaten zeigte.
Die regionalen Unterschiede sind deutlich. Während in einigen Gebieten nur drei Prozent der Ladepunkte gleichzeitig belegt sind, erreichen andere Regionen bis zu 40 Prozent. Somit finden Fahrer von Elektroautos fast überall problemlos eine freie Ladesäule.
Energiekonzern EnBW passt Ausbauziele an neue Entwicklung an
Der Marktführer EnBW hat seine Ausbauziele für Ladepunkte gesenkt. Der Energiekonzern aus Karlsruhe rechnet aktuell nicht mit einem Engpass bei der Ladeinfrastruktur. Vorstand Dirk Güsewell erläuterte, dass keine unmittelbare Notwendigkeit bestehe, den Ausbau schneller voranzutreiben.
Konzernchef Georg Stamatelopoulos gab im März bekannt, dass EnBW das Ziel für 2030 von ursprünglich 30.000 auf 20.000 Ladepunkte reduziert hat. Grund dafür sei die langsamere Zunahme der Elektromobilität. EnBW sieht diese Entscheidung jedoch nur als zeitliche Verschiebung und hält am langfristigen Wachstumstrend fest.
Starker Anstieg der Ladepunkte trotz niedriger Nutzung
Anfang Februar 2025 meldete die Bundesnetzagentur 161.686 Ladepunkte in Deutschland, was einem Zuwachs von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders deutlich war das Wachstum bei Schnellladepunkten: Hier stieg die Zahl binnen eines Jahres um 39 Prozent auf 36.278.
Trotz dieses starken Ausbaus ist die gleichzeitige Nutzung weiterhin niedrig. Das zeigt, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur schneller erfolgt als die Verbreitung von Elektroautos.
Eine Übersicht:
- 161.686 Ladepunkte insgesamt
- 36.278 Schnellladepunkte
- 21 Prozent Wachstum bei Ladepunkten
- 39 Prozent Wachstum bei Schnellladepunkten
Zukunftspläne hängen von Auslastung und Nachfrage ab
EnBW plant die Größe neuer Standorte anhand der erwarteten Auslastung in etwa fünf Jahren. Der aktuelle Mangel an Nutzung bedeutet deshalb nicht, dass Ladepunkte dauerhaft ungenutzt bleiben. Mit steigenden Zulassungen von Elektrofahrzeugen soll sich die Situation ändern.
Bei der Planung spielen folgende Aspekte eine Rolle:
- Entwicklung der Zulassungszahlen von Elektroautos
- Bestehende Ladeinfrastruktur in der Region
- Anteil der Fahrzeuge, die zu Hause geladen werden
Kerstin Andreae, Vorsitzende des BDEW, betonte, dass die geringen Auslastungszahlen auf vielfältige Ursachen zurückzuführen sind. Entscheidend sind unter anderem die Dichte der Ladepunkte, private Lademöglichkeiten und die Ladeleistung.
Wachsender Bedarf an Elektroautos wird als Schlüssel zur besseren Nutzung der Infrastruktur angesehen. Dabei sollen stabile europäische Flottengrenzwerte für CO2-Emissionen und günstigere Fahrzeugmodelle eine wichtige Rolle spielen.
Quelle: Tagesschau