In Deutschland kostet eine Fahrerlaubnis heute bis zu 4.000 Euro. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder möchte diesen Betrag senken und die Ausbildung vereinfachen. Seine Reformpläne stoßen jedoch auf scharfe Kritik von Fahrlehrern und Prüforganisationen, die vor sinkender Verkehrssicherheit warnen. Während das Ministerium von mehr digitalem Lernen und geringeren Kosten spricht, fürchten Experten gefährliche Einschnitte in der Ausbildung.
Inhaltsverzeichnis:
- Reformpläne von Patrick Schnieder
- Kritik des Brandenburger Fahrlehrerverbandes
- TÜV-Verband fordert neue Lösungen
- Unterstützung durch die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände
Reformpläne von Patrick Schnieder
Der CDU-Politiker Patrick Schnieder will den Zugang zum Führerschein erleichtern. Laut seinem Ministerium kostet der Pkw-Führerschein der Klasse B derzeit im Durchschnitt rund 3.400 Euro. Ziel ist es, die Kosten mit Hilfe von digitalen Lernsystemen und vereinfachten Ausbildungsstrukturen zu senken. Der Minister betonte, dass Mobilität kein Privileg sein dürfe. Besonders in ländlichen Regionen sei der Führerschein für junge Menschen entscheidend, um zur Schule, zur Ausbildung oder zum Sport zu gelangen.
Die Reform soll unter anderem Folgendes umfassen:
- Digitalisierung der theoretischen Ausbildung.
- Vereinfachung der praktischen Schulung.
- Verkürzung der Prüfungszeit auf 25 Minuten.
- Einführung einer „Laienausbildung“ unter Aufsicht von Familienmitgliedern.
Diese Maßnahmen sollen Zeit und Geld sparen. Doch viele Fachleute sehen darin ein Sicherheitsrisiko.
Kritik des Brandenburger Fahrlehrerverbandes
Der Vorsitzende des Brandenburger Fahrlehrerverbandes, Hendrik Schreiber, warnt vor negativen Folgen der Reform. Er sieht vor allem die Verkürzung der Sonderfahrten als gefährlich an. In Brandenburg sterbe jeder dritte Verkehrstote bei Kollisionen mit Bäumen. Deshalb sei es wichtig, dass Fahrschüler weiterhin das Fahren auf schmalen Landstraßen und unter wechselnden Lichtverhältnissen üben.
Schreiber kritisiert zudem die geplante Möglichkeit der Laienausbildung. In privaten Fahrzeugen fehle die Sicherheitsausstattung, etwa Doppelpedale, die Fahrlehrer zum Eingreifen nutzen. Ein Familienmitglied könne bei einem gefährlichen Fahrmanöver, etwa beim Linksabbiegen, nicht rechtzeitig reagieren. Auch die Verkürzung der Prüfungszeit bewertet er kritisch, da Prüfer in nur 25 Minuten kaum das vollständige Fahrvermögen eines Schülers einschätzen könnten.
TÜV-Verband fordert neue Lösungen
Auch der TÜV-Verband lehnt die Verkürzung der Prüfungszeit ab. Die bisherige reine Fahrzeit beträgt 30 Minuten. Die Reduktion um fünf Minuten würde laut TÜV höchstens 7 bis 10 Euro Einsparung bringen. Diese Maßnahme sei daher kaum geeignet, die Gesamtkosten spürbar zu senken.
Stattdessen schlägt der Verband verbindliche Lernstandskontrollen vor der Prüfungsanmeldung vor. Damit könne die Prüfungsreife der Fahrschüler besser eingeschätzt werden. Das würde Wiederholungsprüfungen vermeiden, die oft 500 bis 1.000 Euro zusätzlich kosten.
Trotz der Kritik unterstützt der TÜV grundsätzlich die Reformidee des Verkehrsministeriums. Besonders die Verpflichtung für Fahrschulen, Durchfallquoten und Preise zu veröffentlichen, wird begrüßt. Auch die geplante Umstellung auf digitale Lernsysteme gilt als sinnvoller Schritt in Richtung Transparenz und Effizienz.
Unterstützung durch die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände
Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände sieht die Reform grundsätzlich positiv. Vize-Vorsitzender Kurt Bartels betont, dass eine kompaktere Ausbildung den Lernprozess verbessern könne. Eine strukturierte Schulung mit klaren Lernzielen solle die Zahl der Fahrstunden senken. Diese seien laut Bartels der größte Kostentreiber.
Er schlägt vor, verpflichtende Lernzielkontrollen einzuführen und die theoretische Ausbildung zu verschlanken. Derzeit müssen Fahrschüler über 1.200 Fragen für den Führerschein der Klasse B lernen. Das sei nach Ansicht Bartels übertrieben und könne die Motivation der Prüflinge verringern. Eine vereinfachte Theorie würde dagegen die Erfolgschancen erhöhen, ohne die Verkehrssicherheit zu gefährden.
Patrick Schnieder will den Führerschein günstiger und zugänglicher machen, doch Experten warnen vor Risiken für die Sicherheit. Die Diskussion zeigt, dass zwischen Kostenersparnis und Ausbildungsqualität ein sensibles Gleichgewicht besteht. Ob die Reform tatsächlich zu günstigeren und zugleich sicheren Fahrerlaubnissen führt, bleibt offen.
Quelle: rbb24, YouTube, BR24